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06.03.2023 | 05:00

Deutsche Industrie am Scheideweg: Volkswagen, Altech Advanced Materials, BASF

  • Industrie
Bildquelle: pixabay.com

Vom Ende des deutschen Industriestandorts war im vergangenen Jahr oft die Rede. Doch glücklicherweise gingen die Gasvorräte nicht aus und viele Unternehmen zeigen sich auch in ihren Quartalszahlen äußerst robust. Trotzdem stehen viele Unternehmen vor schwierigen Entscheidungen. Worum es geht und was das für Anleger bedeuten kann.

Lesezeit: ca. 3 Min. | Autor: Nico Popp
ISIN: VOLKSWAGEN AG ST O.N. | DE0007664005 , Altech Advanced Materials AG | DE000A31C3Y4 , BASF SE NA O.N. | DE000BASF111

Inhaltsverzeichnis:


    Volkswagen: Zum Erfolg verdammt

    Dass es manchmal ganz gut ist, wenn man keine andere Wahl hat, zeigt das Beispiel von Volkswagen. Als 2015 der Diesel-Skandal das Unternehmen an den Rand des Abgrunds brachte, traten die Wolfsburger die Flucht nach vorne an. Heute gilt VW als der „grünste" deutsche Automobilhersteller. 2022 gelang es, trotz widriger Umstände das Ergebnis zu verbessern: um immerhin 25% gingen die Zahlen nach oben. Das sorgt dafür, dass Volkswagen heute ordentlich in Forschung und Entwicklung investieren kann – satte 18 Mrd. EUR geben die Wolfsburger jedes Jahr in diesem Bereich aus. Das sollten gute Voraussetzungen sein, um die eigene gute Position rund um die Mobilität der Zukunft ausbauen zu können.

    Zwar rollen bei VW immer mehr E-Autos vom Band, doch hat auch der Vorzeige-Konzern in diesem Bereich seine langfristigen Ziele noch nicht erreicht. Dank der stabilen und mächtigen Cashflows ist das Unternehmen aber gut positioniert, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Auch bietet VW inzwischen eine Produktpalette, die vom Kleinwagen über den Van bis hin zum Super-Sportler reicht. Während andere deutsche Autobauer ihr Heil in der Nische suchen, bleibt Volkswagen rund um Autos ein Vollversorger. Das ist in punkto Preisgestaltung zwar schwierig, schafft aber Synergie-Effekte. Da VW glaubt, 2023 noch mehr Autos verkaufen zu können, ist die Aktie einen Blick wert.

    Altech Advanced Materials: Zukunftstechnologie ohne Altlasten

    Als überaus spannend gilt auch die Aktie von Altech Advanced Materials. Zwar hat der Nebenwert wenn es um Größe und Marktmacht geht gegenüber Dickschiffen wie Volkswagen nichts zu melden, doch gilt Altech wie auch Volkswagen oder BASF als typischer deutscher Industriewert. Das Unternehmen ist führend im Bereich der Graphit-Beschichtungen für Anoden. Dank Altech kommt dabei verstärkt Silizium zum Einsatz, was es erlaubt, Batterien mit höherer Energiedichte herzustellen. Das Ergebnis sind entweder Batterien mit großer Reichweite oder aber deutlich kleinere und damit leichtere Batterien, die ihrerseits Vorteile haben. Altech Advanced Materials setzt darauf, Batterien in Zukunft entsprechend der Kundenwünsche gestalten zu können. So könnten E-Autos entstehen, die den Nerv des Marktes besser treffen und auch überzeugte Anhänger der Verbrenner-Technologie überzeugen.

    Neben dem Geschäft mit Batterien für E-Autos arbeitet Altech Advanced Materials zudem im Bereich der Feststoffbatterien mit dem Fraunhofer Institut zusammen und will seine Cerenergy-Batterien, die auch unter der Bezeichnung Natrium-Nickelchlorid-Batterien bekannt sind, zur ersten Wahl im Bereich stationärer Stromspeicher machen. Vorteil der Cerenergy-Technologie ist, dass dazu keine kritischen Rohstoffe benötigt werden und die Technologie als sicher und modular ausbaubar gilt. In Schwarze Pumpe in Sachsen baut Altech Advanced Materials aktuell eine Pilotanlage, um seine Batterietechnologie Kunden vorstellen zu können – schon heute bestehen Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen wie SGL Carbon und dem spanischen Silizium-Hersteller Ferroglobe. Die Aktie ist ein dynamischer Nebenwert, den Anleger auf dem Schirm haben sollten. Über das Geschäft mit Feststoffbatterien präsentierte Altech beim 5. International Investment Forum vor zwei Monaten.

    BASF: Volle Fahrt Richtung China!

    Wie ein dynamischer Standardwert wirkt aktuell BASF – zumindest wenn man den Kursverlauf auf Sicht von sechs Monaten anschaut: um knapp 20% ging es für den Kurs nach oben. Operativ musste das Unternehmen Abschreibungen wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegen Russland hinnehmen. Auch stehen viele Bereiche, die vom billigen Gas aus Putins Reich abhängig waren, vor dem Aus. Sein Heil sucht BASF in China. Da kürzlich mit Saouri Dubourg auch noch die stärkste China-Kritikerin den Vorstand von BASF verlassen hat, scheinen die Würfel für das Unternehmen aus Ludwigshafen gefallen. Der China-Fokus dürfte am Rhein weiter Bestand haben. Angesichts der zunehmenden Lagerbildung zwischen Russland und China auf der einen und dem Westen auf der anderen Seite, erscheint diese Strategie nicht ohne Risiko zu sein – BASF könnte von einer Abhängigkeit in die nächste schlittern. Der Kurs ist angesichts dieser Unsicherheit zu hoch. Gerade die langfristige Perspektive ist unsicher.


    Die Zeitenwende trifft auch viele deutsche Industrieunternehmen. Während Titel wie Volkswagen in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht haben und heute im großen Stil in neue Technologie investieren können, kehrt man bei BASF die Scherben des Russland-Geschäfts zusammen. Ob der Fokus auf China Erfolg verspricht bleibt fraglich. Keine Altlasten hat dagegen Altech Advanced Materials. Das Unternehmen aus Heidelberg besetzt mit Anodenmaterial für E-Autos und Feststoffbatterien zwei spannende Zukunftsfelder. Das spiegelt sich auch im Kurs wider – die Aktie von Altech ist gefragt und überzeugte 2022 mit großer relativer Stärke. Von Altech Advanced Materials dürften technikaffine Anleger noch viel hören.


    Interessenskonflikt

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    Der Autor

    Nico Popp

    In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys

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