E-Auto-Strohfeuer oder Gipfelsturm? Das zählt: Varta, Rock Tech Lithium, Almonty Industries

Varta: Star oder Underdog?

Die deutsche Batterie-Legende Varta hatte es während der vergangenen Quartale überaus schwer: Die E-Auto-Fantasie verpuffte. Zu groß waren die Vorschusslorbeeren, zu klein das Potenzial der Zusammenarbeit mit Porsche. Nachdem Varta erneut seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr korrigiert hatte, sendete das Unternehmen zuletzt positive Signale: 2024 könnte ein dynamischeres Wachstum und am Ende mehr als 900 Mio. EUR Umsatz bringen, so Varta. An der Börse löste diese Nachricht einen Kurssprung aus und katapultierte den SDAX-Wert nach oben. Am Montag hielt sich die Aktie aufgrund des dynamischen Anstiegs wacker oberhalb der Marke von 21 EUR – angesichts der Kurse von rund 18,20 EUR in der vergangenen Woche ist das durchaus eine Neubewertung des Marktes. Nachdem die Aktie noch vor einem Jahr bei über 80 EUR gehandelt wurde, liegt Turnaround-Fantasie in der Luft.

Anleger sollten bei Varta trotzdem bedenken, dass das Unternehmen unter Konkurrenzdruck steht und Batterien aktuell für viele Industrieunternehmen ein Thema sind. Welche Technologie sich letztlich durchsetzt, ist noch nicht klar. Zwar bieten verschiedene Einsatzbereiche durchaus Raum für unterschiedliche Technologien, doch bleiben deutsche Unternehmen, wie Varta, im internationalen Vergleich trotzdem Underdogs.

Rock Tech Lithium: Gute Strategie, doch Risiken bleiben

Dass ein Comeback manchmal schwer ist, zeigt auch die Aktie von Rock Tech Lithium. Das Unternehmen rechnet auf Sicht von zehn Jahren mit hohen Margen. Rock Tech Lithium baut derzeit einen Lithium-Konverter und will das „weiße Gold" für die industrielle Verarbeitung veredeln. Aktuell fördert Rock Tech Lithium den Rohstoff noch in Kanada – auf vergleichsweise umweltfreundliche Weise. Langfristig hat sich das Unternehmen der Kreislaufwirtschaft verschrieben. Diese Strategie kommt nicht nur am Markt gut an. Es scheint, als könne sich Rock Tech Lithium mit seinem Lithium-Konvertern ein großes Stück vom Kuchen abschneiden und eine wichtige Rolle für die Mobilitätswende spielen.

Almonty Industries: Ca. 70 % bereits finanziert – wann preist der Markt Risiken aus?

Dass es für die Transformationen der kommenden Jahre in erster Linie auf kritische Rohstoffe ankommt, hat Almonty Industries schon vor Jahren erkannt. Wolfram, das neben hochwertigen Legierungen und Glühlampen auch als Batterie-Metall eine Rolle spielen kann, kam bislang überwiegend aus China. Almonty, das aktuell in Portugal Wolfram produziert und dort eine lange Tradition fortsetzt, hat mit dem Sangdong-Projekt in Südkorea eine gigantische Mine entwickelt, die das Zeug dazu hat, allein einer der größten Wolfram-Anbieter außerhalb Chinas zu werden. „Juni und Juli waren arbeitsreiche Monate auf dem Wolframprojekt Almonty Korea, mit der erfolgreichen Ankunft des Schutzsiebs und der Rückgewinnungszuführung, die auf die Ankunft der (halbautogenen Mahlung) und der Kugelmühle im Juni folgen", sagte Lewis Black, CEO von Almonty, in einer Pressemitteilung von Anfang August. „Wir freuen uns, dass wir im Rahmen der Projektfinanzierung Mittel von unserem Kreditpartner KfW in Anspruch nehmen können."

Almonty hat mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 2021 eine Projektfinanzierung in Höhe von 75 Mio. USD abgeschlossen, die etwa 70 % der Baukosten von Sangdong in Höhe von 105 Mio. USD abdecken wird. Angesichts der angespannten Situation auf dem Wolfram-Markt und der Marktdominanz von China stehen die Chancen gut, dass das bereits weit fortgeschrittene Projekt zum Erfolg geführt werden kann.

Die Aktie von Almonty Industries notierte noch im vergangenen Jahr bei rund 0,75 EUR – aktuell sind es 0,38 EUR. Insbesondere während komplexer Bauvorhaben, wie der Errichtung der Sangdong-Mine, preisen die Märkte Risiken ein. Hinzu kommt seit einigen Monaten das schwache Marktumfeld. Gelingt jedoch der Produktionsstart, preist der Markt Risiken in der Regel schnell wieder aus. Spekulativ orientierte Anleger können sich genau diese Entwicklung zu Nutze machen. Da Wolfram auch bei Batterien eine Rolle spielt und das umstrittene Kobalt ersetzen kann, versprüht das Metall, dessen Förderung komplex ist und Expertise erfordert, durchaus Esprit.

Bei vielversprechenden Wachstums-Werten ist es wie beim Aufstieg auf das Dach der Alpen: Erst nach getaner Arbeit winkt der Lohn. Bei Almonty Industries wirkt es aktuell, als hätten sich noch nicht viele Anleger die Mühe gemacht, die Perspektive des Unternehmens gründlich zu beleuchten – dabei hat das Unternehmen den Gipfel längst fest im Visier. Während Varta großer Konkurrenz ausgesetzt ist und auch Rock Tech Lithium seine PS erst auf die Straße bringen muss, könnte die mit 129 Mio. CAD bewertete Almonty Industries ein Geheimtipp sein.