17.05.2021 | 05:00
Saturn Oil + Gas, NEL, BYD: Hier kommen die Vervielfacher!
Die Börse bietet für jeden Anleger-Typ etwas: Den kühlen Rechner, den mutigen Spekulanten und den rationalen Entscheider. Die Hausse der Wasserstoff-Aktien um die Jahreswende war beispielsweise ein Fall für mutige Zocker: Die Technologie ist noch nicht so wirklich marktreif und jede Investition eine Wette auf die Zukunft. Auch Investoren von Saturn Oil & Gas dürften sich während des vergangenen Jahres, das von einem inzwischen wettgemachten Einbruch des Ölpreises gekennzeichnet war, zeitweise wie Zocker gefühlt haben. Doch seit Ende vergangener Woche ist klar: Die Aktie ist auch für kühle Rechner und rationale Entscheider interessant. Der Grund liegt in einem Zukauf, der das Unternehmen auf ein ganz neues Level hebt und auch für den Kurs enormes Potenzial bedeuten dürfte.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Nico Popp
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CA80412L1076 , NO0010081235 , CNE100000296
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Der Autor
Nico Popp
In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys
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Saturn Oil & Gas: Übernahme steigert Produktion um 2.000%
Saturn Oil & Gas gab am vergangenen Donnerstag bekannt, das Ölfeld Oxbow für annähernd 100 Mio. CAD zu übernehmen. Damit steigt Saturn Oil & Gas in eine andere Liga auf: Die Produktion soll um 2.000% steigen, die Konzessionsflächen wachsen um 775% und die PDP-Reserven erhöhen sich im Vergleich zum Jahresende 2020 um 1.300%. Nach dem Zukauf soll der künftige 12 Monats-Nettobetriebsertrag zwischen 65 und 70 Mio. CAD liegen. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung von Saturn Oil & Gas lag vor der vermeldeten Übernahme nur bei etwas mehr als 32 Mio. CAD. Dass nach dem Zukauf eine Neubewertung ansteht, dürfte klar sein.
Um die Übernahme stemmen zu können, hat das Team rund um CEO John Jeffrey alle Register gezogen und einen Mix aus Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung auf die Beine gestellt. Ganze 82 Mio. CAD stammen aus einer Kreditlinie, die zwar drei Jahre lang läuft, die Saturn aber gedenkt, bereits binnen zwei Jahren zurückzahlen zu können. Der Rest der Finanzierung stammt aus Eigenkapitalmaßnahmen. Das Unternehmen hat bei der Bekanntgabe seiner Übernahme keinesfalls an Details gespart und Investoren sogar auf Deutsch über die Transaktion unterrichtet. Auch betont man, den Pfad des anorganischen Wachstums im Idealfall beibehalten zu wollen. Für die Zukunft verspricht das weitere Wachstumsfantasie.
Saturn Oil & Gas: Management bleibt weitsichtig und sichert sich ab
Doch auch das Oxbow-Ölfeld selbst birgt großes Potenzial: Saturn Oil & Gas macht deutlich, dass sich dort bereits mit geringem Kapitalaufwand weitere Potenziale heben lassen, um auch das organische Wachstum fortzuführen und geförderte Reserven zu ersetzen. Bereits in der Vergangenheit hat das Management von Saturn bewiesen, dass es organisches Wachstum Schritt für Schritt organisieren kann und galt zeitweise als profitabelstes Öl-Unternehmen Kanadas. Hinzu kommt, dass das Team die neue Liegenschaft bereits kennt – in der Meldung zur Übernahme bezeichnet CEO John Jeffrey die Region als „Hinterhof" des bisherigen Tätigkeitsgebiets von Saturn in Saskatchewan.
Zwar nimmt Saturn Oil & Gas für die Akquisition einen großen Teil Fremdkapital in die Hand, das entsprechend verzinst wird, doch betont das Unternehmen, dass es in der Lage ist, die Kreditlinie sogar früher zu tilgen. Um weniger dem schwankenden Ölpreis ausgesetzt zu sein, sichert man bis zu 85% der Blowdown-Produktion gegen Kursschwankungen ab – das verbleibende Marktrisiko ist damit begrenzt. Lediglich das mögliche organische Wachstum, das das Unternehmen selbst steuern kann, unterliegt dann noch in vollem Umfang dem Kursrisiko des Ölpreises. Angesichts anziehender Inflationsraten und dem Comeback der Weltwirtschaft nach der Corona-Pandemie, hätte Saturn Oil & Gas die Übernahme zu keinem günstigeren Zeitpunkt vermelden können. Mit der nun angekündigten Übernahme hat das Management leise geliefert. Dass die Transaktion für das Unternehmen ein Game-Changer ist, dürften auch andere Marktteilnehmer, wie Analysten und Research-Häuser, erkennen und dem Deal näher auf den Grund gehen. Bereits Ende der vergangenen Woche führte GBC Investment Research ein Interview mit CEO John Jeffrey und kündigte für Mittwoch um 16.00 Uhr eine digitale Roadshow mit Vertretern des Unternehmens an. Die Aktie des Wachstumsunternehmens Saturn Oil & Gas kommt nach dem jüngsten Zukauf auch für kühle Rechner und rationale Entscheider in Frage: Der Plan des Managements wirkt wie bereits andere in der Vergangenheit durchdacht. Hinzu kommt, dass Öl trotz der Mobilitätswende Schmierstoff der Weltwirtschaft bleibt.
NEL: Hier kocht man auch nur mit Wasser
Dass es sich durchaus lohnen kann, statt auf Zukunftstechnologie auf altbewährte Branchen zu setzen, zeigt der Kursverlauf des Wasserstoff-Werts NEL. Der Spezialist für Herstellung, Lagerung und Verteilung von Wasserstoff musste an der Börse deutlich Federn lassen. Allein in den vergangenen drei Monaten büßte die Aktie fast die Hälfte ihres Wertes ein. Zwar fiel der Zuwachs zuvor auch groß aus, doch fragen sich immer mehr Anleger, ob sich die Wasserstoff-Technologie wirklich durchsetzt. Auch die letzten Quartalszahlen aus der Branche waren nicht berauschend. Vor allem äußerst geringe Umsätze machten deutlich, dass die Bewertungen der Realität bei Wasserstoff-Aktien ein wenig enteilt sein könnten. Zuletzt zeigte die Aktie zwar ein wenig Dynamik, doch bleibt unsicher, inwiefern dieses zarte Aufbruchsignal eine Trendwende ist. NEL bleibt eine gute Wasserstoff-Aktie, die klarere Perspektive gibt es aktuell aber bei anderen Werten.
BYD: Gute Substanz trotz schwächelnder Kurse
Ein wenig die Luft raus ist auch beim chinesischen Autobauer BYD. Auch hier kamen die Kurse um annähernd 50% zurück. Nachdem klassische Autohersteller wie Volkswagen den Schwenk hin zur Elektromobilität vollzogen haben, fragen sich Anleger, inwiefern Marken wie BYD bei Autokäufern nachhaltig punkten können. Selbst in China hat Volkswagen den besseren Ruf. Dem kurzfristigen Wachstum tut das allerdings noch keinen Abbruch: BYD verkaufte im April 42,2% mehr Fahrzeuge als im Vorjahresmonat. Dieses Wachstums ist aber mit Vorsicht zu genießen – schließlich war der April 2020 auch in China noch ein Pandemie-Monat, in dem vielen Kunden die Lust am Autokauf vergangen sein dürfte. BYD besticht trotzdem mit einer eigenen Batterieproduktion und einem guten Zugang zu wichtigen Rohstoffen. Zuletzt vermeldete man, seine eigene Chip-Sparte an die Börse bringen zu wollen. BYD unterstreicht damit, dass man selbst auf dem von Knappheit geprägten Chip-Markt gut positioniert ist und kann sogar Kapital einstreichen.
Rekord-Übernahme sorgt für Aufmerksamkeit
Aktien wie BYD oder NEL sind aktuell charttechnisch angeschlagen. Die Unternehmen sind aber entsprechend positioniert, dass sich der Kurs auch wieder erholen kann. Wann das aber sein wird, hängt auch von der Stimmung am Markt ab. Ungeteilte Aufmerksamkeit dürfte nach der Rekord-Übernahme dagegen Saturn Oil & Gas sicher sein – eine Produktionssteigerung von 2.000% mit nur einem einzigen Zukauf dürfte viele Anleger, die die Aktie bislang als graue Maus gesehen haben, aufmerksam machen. Auch werden die weiteren Wochen und Monate rund um das Unternehmen, das weiter organisch und anorganisch wachsen will, spannend.
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