06.04.2021 | 05:00
BYD, Silkroad Nickel, Nornickel: Wer profitiert vom Elektro-Boom?
Visionäre stehen am Anfang ihres Weges oft alleine da. Als Tesla irgendwann um 2011 herum deutsche Journalisten zu Testfahrten einlud, war das Projekt „Elektroauto" noch Zukunftsmusik. Doch schon nach dem besagten Pressetermin hatte sich im Bewusstsein der Öffentlichkeit etwas getan. Die fulminante Beschleunigung des ersten Tesla-Roadsters zauberte allen Testfahrern ein Lächeln aufs Gesicht. Selbst die größten Zweifler waren zumindest besänftigt und interessiert daran, was von Tesla noch kommt. Der Rest ist Geschichte. Heute eifern auch Unternehmen wie Volkswagen oder Daimler den Visionären um Elon Musk nach. Doch damit Elektromobilität Mainstream werden kann, kommt es neben innovativen Herstellern von Elektroautos auch auf die Versorgung mit Rohstoffen an. Wir stellen drei Unternehmen vor.
Lesezeit: ca. 2 Minuten. Autor: Nico Popp
Der Autor
Nico Popp
In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys
BYD: Warum die Aktie nicht mehr unter Strom steht
Der chinesische Autobauer BYD ist ebenso wie auch Tesla ein Elektroauto-Pionier. Schon vor rund zehn Jahren fokussierte sich das Unternehmen auf Akkus und entwickelte später Kleinfahrzeuge, Scooter und Busse in Kooperation mit anderen Unternehmen. Heute gilt BYD als Unternehmen, das große Teile der Wertschöpfung abdeckt. Die Automarke bietet neben Bussen auch Taxen, einen SUV und eine schnittige Limousine. Die Akkus kommen auch weiterhin aus eigener Fertigung – und die Rohstoffe dafür hat sich das Unternehmen über Jahre in aller Welt gesichert.
Während die Versorgung mit kritischen Batteriemetallen, wie etwa Lithium, Kobalt oder auch Nickel, hierzulande erst nach und nach als Voraussetzung für die Mobilitätswende erkannt wird, gehen die Chinesen seit vielen Jahren sehr strategisch dabei vor, wenn es darum geht, Vorkommen zu sichern. Schon 2016 startete das Land eine Elektrooffensive und adressierte in erster Linie den öffentlichen Personennahverkehr. Dadurch konnte die chinesische Autoindustrie schon früh Kontakte zu Zulieferern etablieren und hat heute einen Vorteil. Die Aktie von BYD hat in den letzten Monaten etwas eingebüßt. Nach dem Elektro-Hype des vergangenen Jahres ist das aber kein Wunder. Das Unternehmen ist gut positioniert und will 2021 auch in Deutschland angreifen.
Silkroad Nickel: Profitabler Produzent mit gutem Draht nach China
Wenn es um die gefragten strategischen Metalle Nickel und Kobalt geht, ist das indonesische Unternehmen Silkroad Nickel eine gute Adresse. Schon heute hat Silkroad Nickel Abnahmeverträge mit chinesischen Industrie-Konglomeraten. Insgesamt liefert Silkroad Nickel bis zu 900.000 Tonnen Nickelerz jährlich an die beiden chinesischen Unternehmen Tsingshan Holding Group und Hua Yue Nickel Cobalt. Indonesien ist seit jeher ein gefragter Produzent von Industriemetallen, 27% des weltweiten Nickel-Angebots kommt aus Indonesien. Vor einigen Jahren beschloss das Land, dass Rohstoffe künftig im Land verarbeitet werden müssen, um mehr Wertschöpfung innerhalb des Landes zu leisten. Silkroad Nickel hat selbst in die Logistik investiert und sich beispielsweise an Lastschiffen beteiligt um seine Produkte an Abnehmer verbringen zu können.
In den kommenden Monaten und Jahren will Silkroad diese Strategie fortsetzen. Als nächsten Schritt will das Unternehmen in die Produktion von Laterit-Erz investieren. Der Stoff ist Voraussetzung dafür, um rostfreien Stahl herzustellen und kann auch Grundstoff für die Batterieproduktion sein. Um die Pläne umsetzen zu können, will Ganfeng Lithium, der weltweit größten Hersteller von Lithiumverbindungen, 30 Mio. USD mittels einer Wandelanleihe in Silkroad Nickel investieren. Aktuell läuft die Due Diligence. Da die Nachfrage nach Nickelprodukten im Zuge der Elektrifizierung der Mobilität in den nächsten Jahren stark ansteigen soll, könnte Silkroad Nickel als Produzent mit niedrigen Kosten und guten Verbindungen nach China profitieren.
Nornickel mit zahlreichen Rückschlägen
Profiteur des Großtrends dürfte auch das russische Unternehmen Nornickel sein. Obwohl der Name bei Nornickel Programm ist, stellt Nickel mit einem Anteil von 25% vom Umsatz nur die zweitwichtigste Einnahmequelle des Unternehmens dar. Mit 37% ist Palladium der wichtigste Umsatzgarant. Drittes Standbein in Kupfer mit rund 20% Umsatzanteil. 2020 belastete ein Umweltskandal den Kurs von Nornickel: Bei einer Tochterfirma traten große Mengen Diesel aus. Als Antwort auf die Empörungswelle und die Drohungen aus Moskau will Nornickel jetzt grüner werden und auf neue Technologien setzen. Dass kein Weg an einer nachhaltigen Produktion von Industriemetallen vorbeiführt, ist in der Branche ein offenes Geheimnis. Auch kleinere Produzenten wie Silkroad Nickel sind sich dessen bewusst. Nornickel erlebte zuletzt allerdings erneut einen Rückschlag: In zwei Minen kam es zu Wassereinbrüchen. Die Aktie ist ein typischer Zykliker und zudem zu groß für Überraschungen.