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15.05.2023 | 06:00

Dank Macron: Sonderkonjunktur für Brennstoffzellen? Plug Power, First Hydrogen, Volkswagen

  • Wasserstoff
  • Brennstoffzelle
Bildquelle: pixabay.com

Es ist ein Paukenschlag, der in dieser Woche vom französischen Kabinett in Paris verkündet werden soll. Wie das Handelsblatt berichtet, sollen in Zukunft Emissionen, die bei der Produktion von Elektroautos entstehen, bei der Förderung der Fahrzeuge berücksichtigt werden. Bislang gibt Frankreich ähnlich wie auch Deutschland, für jedes E-Auto unter 47.000 EUR etwas dazu. Mit dem neuen Gesetz könnten chinesische Fabrikate leer ausgehen. Was das bedeutet und wieso Wasserstoff vor einer Sonderkonjunktur stehen könnte.

Lesezeit: ca. 3 Min. | Autor: Nico Popp
ISIN: First Hydrogen Corp. | CA32057N1042 , VOLKSWAGEN AG ST O.N. | DE0007664005 , PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020

Inhaltsverzeichnis:


    Frankreich will ernst machen – keine Förderung für dreckige E-Autos

    Bis zu 5.000 EUR zahlt der französische Staat unter gewissen Bedingungen allen, die sich für ein E-Auto entscheiden – bisher. Chinesische Fabrikate könnten schon bald nicht mehr gefördert werden. Der Grund: In China stammen 60 % des Stroms aus Kohle. Allein das würde chinesische Autos disqualifizieren. Auch westliche Hersteller dürften sich im neuen Regulierungsrahmen anstrengen müssen. Noch immer stammen viele Grundprodukte und Rohstoffe für E-Autos aus wenig nachhaltigen Quellen. Unternehmen mit einem klaren ESG-Profil, dürften profitieren. Das gilt vor allem dann, wenn der französische Vorstoß Schule macht und andere wichtige Märkte, wie etwa Deutschland, nachziehen. Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes schlagen Volkswirtschaften, die eine ähnliche Strategie verfolgen, wie jetzt Frankreich, zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie begünstigen heimische Hersteller und senden in viele Branchen ein klares Signal zu mehr Klimaschutz.

    Inwiefern diese Form des Protektionismus angesichts der großen Kostenvorteile, die chinesische Autohersteller haben, von Erfolg gekrönt sein kann, bleibt offen. Profitieren könnten aber Wasserstoff-Unternehmen und Hersteller von Brennstoffzellen. Diese Technologie benötigt zwar rund doppelt so viel Energie, wie klassische batteriebetriebene Autos, doch ist die Herstellung der Fahrzeuge deutlich weniger aufwändig und benötigt weniger Rohstoffe – ein Wasserstofftank aus Kohlenstoff ist deutlich weniger komplex, als eine moderne Batterie. Doch welche Unternehmen könnten profitieren?

    Plug Power leidet unter Vertrauensverlust

    Beim Thema Wasserstoff fällt vielen Anleger zunächst die Aktie von Plug Power ein. Das Unternehmen gilt als Pionier auf seinem Gebiet, aber auch als „Kapitalvernichter": Zuletzt strengten enttäuschte Aktionäre gar Sammelklagen an, weil das Management nach Meinung der klagenden Aktionäre in der Öffentlichkeit positive Aussagen getätigt hat, während schwache Zahlen bereits zu erwarten waren. In der vergangenen Woche vermeldete das Unternehmen abermals schlechte Zahlen und schickte die Aktie damit nach unten. Der Ausblick ist aber auch weiterhin positiv. Das Unternehmen rechnet damit, dass das Geschäft in den kommenden Jahren anziehen wird. Ob das aber auch gelingt? Die Liste der Enttäuschungen für Plug-Power-Aktionäre ist lang.

    First Hydrogen: Wendige Strategie als Erfolgsrezept

    Besser gestimmt dürften Anteilseigner von First Hydrogen sein. Das Unternehmen agiert in einer Nische, die noch früher als der PKW-Markt von einem wachsenden Interesse an Wasserstoff-Fahrzeugen profitieren dürfte. Leichte Lieferwagen bilden aktuell große Flotten für Lieferdienste oder auch Logistik-Unternehmen. Da es Sinn macht, diese Fahrzeuge innerhalb von Städten und Gemeinden emissionsfrei zu betreiben und schnell wieder zu betanken, könnten die Fahrzeuge für First Hydrogen eine gute Option auf einen erfolgreichen Markteintritt sein. Das Unternehmen verfolgt eine „Best-of-Strategie" und ist bei den verbauten Komponenten flexibel. Das dürfte es auch ermöglichen, genau die Komponenten zu verbauen, die auch klimafreundlich hergestellt sind. In einer Zeit, in der Emissionen bei der Produktion eine relevante Größe sind, kann das gegenüber großen Konzernen mit etablierten Lieferketten ein Vorteil sein.

    Wasserstoff mit gewissen Vorzügen. Foto: Volkswagen AG

    Erst vor Monaten kündigte Stellantis, Mutterkonzern von Opel, Peugeot und Citroën an, ab 2024 in Frankreich leichte Nutzfahrzeuge bauen zu wollen. Von 5.000 Stück jährlich ist die Rede. Der Markt ist ungleich größer. Wie First Hydrogen meldet, fuhren Ende 2021 29 Mio. Kleintransporter auf den Straßen der EU. In Großbritannien waren es weitere 3,9 Mio. Der Markt für alternative Antriebe im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge scheint vorhanden. First Hydrogen, das zuletzt eine Forschungspartnerschaft mit der Universität Québec bekannt gegeben hat und dessen Prototypen aktuell über britische Straßen rollen, dürfte gut positioniert sein, um sich einen Teil dieses großen Kuchens zu sichern.

    Volkswagen und Wasserstoff: Patente für die Schublade

    Und was machen etablierte Unternehmen? Auch wenn Volkswagen inzwischen ein sauberes Image als E-Auto-Bauer hat, ist die Brennstoffzellen-Technologie auch in Wolfsburg noch lange nicht eingemottet. Ende 2022 wurde bekannt, dass Volkswagen gemeinsam mit dem sächsischen Unternehmen TUBES GmbH ein Patent für eine Brennstoffzelle angemeldet hat, die ohne Platin und Lithium auskommt und Reichweiten bis zu 2.000 km erzielen soll. Bis zur Marktreife dürfte es aber noch etwas dauern. Auch dürften die Konzernstrukturen bei VW dafür sorgen, dass der Konzern vorerst nicht so schnell von der aktuellen E-Auto-Strategie abweichen wird.


    Was bedeuten die aktuellen Entwicklungen jetzt für Anleger? Dass Emissionen während der Herstellung berücksichtigt werden, wenn es um staatliche Förderungen geht, ist gut und richtig – Käufer von E-Autos wünschen keine Mogelpackungen. Die Gesetzesinitiative aus Frankreich könnte zudem Schule machen. Wasserstoff-Fahrzeuge dürften vor einer Sonderkonjunktur stehen. Unternehmen in vielversprechenden Nischen, wie etwa First Hydrogen, können profitieren.


    Interessenskonflikt

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    Der Autor

    Nico Popp

    In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys

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