Menü schließen




10.10.2022 | 11:36

Meinungsdiktat von Big Tech wie PayPal: Der Staat muss seine Hausaufgaben machen

  • CDBC
  • Digitalisierung
  • Banken
Bildquelle: pixabay.com

Wer bei PayPal, Meta oder anderen Tech-Giganten agiert, muss sich an die Regeln halten – so weit, so normal. Doch was, wenn Marktmacht und Regelungsanspruch Grenzen überschreiten? Erst kürzlich hat PayPal eine Richtlinie veröffentlicht, die Nutzern eine Geldstrafe von 2.500 USD auferlegt hätte, wenn diese Fehlinformationen verbreiten. Nach einem Aufschrei ruderte der Zahlungsdienstleister zurück und behauptet nun, die Richtlinie sei „versehentlich“ veröffentlicht worden. Alles also nur ein dummer Zufall?

Lesezeit: ca. 3 Min. | Autor: Nico Popp
ISIN: PAYPAL HDGS INC.DL-_0001 | US70450Y1038

Inhaltsverzeichnis:


    Seit Jahren stehen Tech-Konzerne wegen ihres wachsenden Einflusses in der Kritik. Sowohl die US-Regierung als auch die EU haben die Unternehmen im Blick und in der Vergangenheit bereits Kartellverfahren eingeleitet. Doch reicht das aus? Können staatliche Institutionen nicht immer nur reagieren und dort eingreifen, wo der Machtanspruch von „Big Tech“ die Grenzen offensichtlich überschreitet? Längst sind Facebook, Alphabet und auch Microsoft auch in der Forschung involviert, treten als Partner von Konferenzen auf oder vergeben Fördermittel in Millionenhöhe. Forscher und Forscherinnen müssen sich dabei aktiv bewerben und letztlich entscheidet der jeweilige Tech-Konzern, wie etwa Meta, wer gefördert wird. Dass dieses Verfahren indirekt dazu verleitet, die Forschungsziele zumindest ein wenig an den Interessen von Big Tech auszurichten, liegt nahe: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“

    Big Tech macht selbst Wissenschaftler mundtot

    Zwar ist ein wenig Kreativität bei der Beantragung von Fördermitteln im Wissenschaftsbetrieb Gang und Gäbe und die Agenda von Meta, Alphabet und Co. liest sich vordergründig unverfänglich („Transparenz“ oder „Fairness“ oder „Privatsphäre“), doch sind die Grenzen zwischen gut gemeinter Förderung und konkreter Einflussnahme stärker verwischt, als man glaubt. Schon bevor PayPal Nutzern, die „Fehlinformationen verbreiten“ eine Strafe von 2.500 USD angedroht hat, was der Konzern inzwischen zurückgenommen hat, wurden Nutzer mit unliebsamen Meinungen von der Plattform Venmo, die zu PayPal gehört, entfernt. Dazu gehört unter anderem der Evolutionsbiologe Colin Wright, der die Aktivitäten der LGBTQIA+-Community kritisch begleitet und wissenschaftlich kommentiert. In einem Video auf Youtube bringt Wright den Fall unter dem Titel „PayPal hat mich wegen Aussagen über Grundlagen der Biologie gesperrt“ auf den Punkt.

    Während klassische Medien den Anspruch verfolgen, Debatten und Sachfragen objektiv darzustellen und es zu den journalistischen Grundlagen gehört, alle Beteiligten eines Sachverhalts zu Wort kommen zu lassen, können Unternehmen wie PayPal oder andere Big-Tech-Gesellschaften unliebsamen Meinungen mit wenigen Maßnahmen den Zugang zur Öffentlichkeit entziehen. Derartige Meinungen sind teilweise ohnehin schon unter Druck: Evolutions-Biologe Wright berichtet von privaten Nachrichten voller Zustimmung von wissenschaftlichen Kollegen, die sich aber nicht trauen würden, Tweets oder andere Social-Media-Beiträge öffentlich zu liken oder zu kommentieren. Ein öffentlicher Diskurs, der zur objektiven Meinungsbildung beitragen kann, findet kaum noch statt und wird durch die Aktivitäten von Big Tech zusätzlich erschwert. Einzelne Nutzer berichten gar von Account-Sperrungen, nur weil im Rahmen von privatem Mailverkehr gegen Nutzungsrichtlinien verstoßen wurde.

    Macht-Instrument Digitalwährung: Notenbanken denken über CBDC nach

    Als wäre der Einfluss von Meta, PayPal oder Alphabet im Netz nicht schon groß genug, strengen Unternehmen aus der Branche immer neue Geschäftsmodelle an. Amazon etwa gilt längst als ernstzunehmender Player im Bereich des autonomen Fahrens und Meta will gar mit einer eigenen Digitalwährung aufwarten. Bereits als das Unternehmen noch unter „Facebook“ firmierte, waren derartige Pläne lanciert worden. Je umfangreicher die Aktivitäten von Big Tech, desto gefährlicher wird es, wenn die Unternehmen in die öffentliche Meinungsbildung eingreifen – zwischen einem gesperrten Konto auf Social Media und dem Ausschluss vom Zahlungsverkehr besteht noch einmal ein drastischer Unterschied.

    Wohl auch deshalb nehmen verstärkt staatliche Akteure digitale Währungen ins Visier und planen eigene Projekte. Sogenannte digitale Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currency, kurz CBDC) stehen in verschiedenen Währungsräumen zur Diskussion. Dabei handelt es sich um eine digitale Währung, die von klassischen Notenbanken begeben wird und die gleichen Tauscheigenschaften wie auch „normales“ Geld hat. Damit ist es auch zu Bargeld und Giralgeld fungibel. Derjenige Währungsraum, der seine digitale Zentralbankwährung zuerst startet, dürfte im Wettlauf um die Vormachtstellung als Weltleitwährung Vorteile haben. Zugleich dürften Staaten ihr Geldmonopol nicht den bereits seit längerem mit den Hufen scharrenden Privatunternehmen überlassen wollen.

    Staaten müssen Meinungspluralismus stärken

    Doch eine CBDC, die zu sehr mit heißer Nadel gestrickt ist, birgt auch Risiken. Schon heute tun sich Bürger zunehmend schwer mit zentralistischen Projekten, denen es an Transparenz fehlt und die die Privatsphäre ihrer Nutzer potenziell untergraben. Um glaubwürdig zu bleiben, müssen Gesetzgeber Meinungen und öffentliche Diskurse schützen und parallele Rechtsräume unterbinden. Dabei sollte zwischen den Richtlinien eines Tech-Unternehmens und der Parallelgesetzgebung von Religionsgemeinschaften und anderen Gruppen kein Unterschied bestehen. Nur wenn der Staat die Freiheit des Einzelnen kategorisch schützt und jede qualifizierte Abwägung zwischen Meinungen unterbindet, behält er seine Legitimität, um Groß-Projekte, wie etwa eine CBDC, umsetzen zu können.


    Interessenskonflikt

    Gemäß §85 WpHG weisen wir darauf hin, dass die Apaton Finance GmbH sowie Partner, Autoren oder Mitarbeiter der Apaton Finance GmbH (nachfolgend „Relevante Personen“) ggf. künftig Aktien oder andere Finanzinstrumente der genannten Unternehmen halten oder auf steigende oder fallende Kurse setzen werden und somit ggf. künftig ein Interessenskonflikt entstehen kann. Die Relevanten Personen behalten sich dabei vor, jederzeit Aktien oder andere Finanzinstrumente des Unternehmens kaufen oder verkaufen zu können (nachfolgend jeweils als „Transaktion“ bezeichnet). Transaktionen können dabei unter Umständen den jeweiligen Kurs der Aktien oder der sonstigen Finanzinstrumente des Unternehmens beeinflussen.

    Die Apaton Finance GmbH ist daneben im Rahmen der Erstellung und Veröffentlichung der Berichterstattung in entgeltlichen Auftragsbeziehungen tätig.

    Es besteht aus diesem Grund ein konkreter Interessenkonflikt.

    Die vorstehenden Hinweise zu vorliegenden Interessenkonflikten gelten für alle Arten und Formen der Veröffentlichung, die die Apaton Finance GmbH für Veröffentlichungen zu Unternehmen nutzt.

    Risikohinweis

    Die Apaton Finance GmbH bietet Redakteuren, Agenturen und Unternehmen die Möglichkeit, Kommentare, Interviews, Zusammenfassungen, Nachrichten u. ä. auf www.esg-aktien.de zu veröffentlichen. Diese Inhalte dienen ausschließlich der Information der Leser und stellen keine Handlungsaufforderung oder Empfehlungen dar, weder explizit noch implizit sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Die Inhalte ersetzen keine individuelle fachkundige Anlageberatung und stellen weder ein Verkaufsangebot für die behandelte(n) Aktie(n) oder sonstigen Finanzinstrumente noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von solchen dar.

    Bei den Inhalten handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Finanzanalyse, sondern um journalistische oder werbliche Texte. Leser oder Nutzer, die aufgrund der hier angebotenen Informationen Anlageentscheidungen treffen bzw. Transaktionen durchführen, handeln vollständig auf eigene Gefahr. Es kommt keine vertragliche Beziehung zwischen der der Apaton Finance GmbH und ihren Lesern oder den Nutzern ihrer Angebote zustande, da unsere Informationen sich nur auf das Unternehmen beziehen, nicht aber auf die Anlageentscheidung des Lesers oder Nutzers.

    Der Erwerb von Finanzinstrumenten birgt hohe Risiken, die bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die von der Apaton Finance GmbH und ihre Autoren veröffentlichten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche, dennoch wird keinerlei Haftung für Vermögensschäden oder eine inhaltliche Garantie für Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der hier angebotenen Inhalte übernommen. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen.


    Der Autor

    Nico Popp

    In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys

    Mehr zum Autor



    Weitere Kommentare zum Thema:

    Kommentar von Nico Popp vom 28.06.2023 | 06:00

    Banken-Schock und Gold-Finte: Deutsche Bank, Commerzbank, Globex Mining

    • Banken
    • Rohstoffe

    Stress kann positiv sein. Dann nämlich, wenn er unsere Sinne schärft und Teil eines konstruktiven Prozesses ist. Um auf Stress vorbereitet zu sein, durchlaufen Banken sogenannte Stresstests. Wie die europäische Bankenaufsicht jetzt meldete, müssen sich Institute auf negative Überraschungen einstellen – die Folgen für Aktionäre, aber auch Kunden dürften spürbar sein. Wir erklären die Lage und zeigen Alternativen auf.

    Zum Kommentar

    Kommentar von Nico Popp vom 16.05.2023 | 06:00

    US-Zahlungsausfall droht: PayPal, Citigroup, Globex Mining

    • Gold
    • Banken

    Nach Ansicht von US-Finanzministerin Janet Yellen, könnte schon am 1. Juni in den USA der Zahlungsausfall des Bundes drohen. Dann nämlich, wenn sich Demokraten und Republikaner im Kongress nicht auf eine höhere Schuldengrenze einigen. Warum die Debatte zur Unzeit kommt, welche Gefahren für die Märkte entstehen könnten und wo Chancen warten, skizzieren wir an dieser Stelle.

    Zum Kommentar

    Kommentar von Nico Popp vom 05.05.2023 | 06:00

    Banken-Comeback in zwei Wochen? Commerzbank, Barrick Gold, Desert Gold

    • Banken
    • Edelmetalle
    • Rohstoffe

    In den USA beben die Banken – und in Deutschland? Nachdem die SVB in den USA mit dem Rücken zur Wand stand, wettete der Markt auch gegen die Commerzbank und die Deutsche Bank. Inzwischen ist aber wieder Ruhe eingekehrt. Wir beleuchten, ob Banken Comeback-Potenzial haben, welche Alternativen es für Anleger im aktuellen Marktumfeld gibt und lassen Profi-Anleger zu Wort kommen.

    Zum Kommentar