09.05.2023 | 06:00
Versorgungs-Sicherheit? Immer mehr Rohstoff-Deals wackeln: Lynas Rare Earths, Power Nickel, Volkswagen
Kritische Rohstoffe, wie Lithium, Seltene Erden oder auch Nickel, sind unabdingbar für die angestrebte Mobilitäts- und Wärmewende. Doch welche Unternehmen können die gefragten Rohstoffe sichern? Und welche Abbauregionen bieten sich an? Zuletzt traten Förderländer immer selbstbewusster auf. Grund genug für Investoren, sich sicheren Abbauregionen zuzuwenden.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Nico Popp
ISIN:
LYNAS CORP. LTD | AU000000LYC6 , Power Nickel Inc. | CA7393011092 , VOLKSWAGEN AG VZO O.N. | DE0007664039
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Nico Popp
In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys
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Lynas Rare Earths: Malaysia gewährt Aufschub und zeigt Stärke
Die Aktie von Lynas Rare Earths vollzog zum Wochenstart einen Freudensprung. Was war passiert? Lynas fördert Seltene Erden in Australien und verarbeitet diese in Malaysia weiter. Das asiatische Land hatte zuletzt den Druck auf Lynas erhöht und wegen Sicherheits- und Umweltbedenken die Lizenz des Unternehmens in Frage gestellt. Malaysia will die Einfuhr und Verarbeitung von Lanthid verbieten, weil bei dessen Spaltung und Auslaugung radioaktive Abfälle anfallen. Nun die Einigung: Zumindest bis kommenden Januar darf Lynas Rare Earths die bisherige Praxis fortsetzen. Was danach ist, bleibt aber offen. Die Aktie hat sich im vergangenen Jahr trotz des Rückenwindes durch die Großtrends der Mobilitäts- und Energiewende halbiert. Mit der jetzt getroffenen Entscheidung dürfte Lynas die Möglichkeit haben, sich für die Zukunft breiter aufzustellen. Eine Verarbeitung der Seltenen Erden in Australien dürfte letztlich aber teurer sein, als in Malaysia. Die kommenden Monate werden zeigen müssen, wie das Unternehmen seine Probleme löst.
Volkswagen und Co.: Chile erhöht den Druck – wie kommt China weg?
Neben Malaysia sorgte kürzlich auch Chile für Aufsehen. Das Land will die Lithiumproduktion unter staatliche Kontrolle stellen. Noch vor zwei Jahren meldeten Volkwagen, Mercedes-Benz, BASF und andere Unternehmen eine Initiative für nachhaltigen Lithium-Abbau in dem südamerikanischen Land. Eine sogenannte Multi-Stakeholder-Plattform sollte alle beteiligten Parteien, also auch indigene Anwohner des Atacama-Beckens, an einen Tisch holen und nachhaltige Lösungen entwickeln. Anfang 2022 trat auch BMW der Initiative bei. Der jetzige Plan von Chiles Präsident Gabriel Boric sieht vor, dass Unternehmen wie Albemarle und SQM einem noch zu gründenden chilenischen Staatsunternehmen Beteiligungen einräumen müssen. Auch will das Land künftig an der Verarbeitung des Rohstoffs verdienen und umweltfreundlicher werden. Damit die Pläne umgesetzt werden können, bedarf es noch der Zustimmung des chilenischen Kongresses, in dem Präsident Boric keine Mehrheit hat.
Erst Anfang des Jahres vereinbarte Chile mit einem Konsortium um den chinesischen Batterie-Giganten CATL den Abbau von Lithium. Inwiefern dieses Geschäft von den neuen Regeln beeinträchtigt oder ob die chinesischen Geschäftspartner von den Plänen des Präsidenten bereits im Vorfeld wussten, ist nicht bekannt. Zwar plant die deutsche Bundesregierung einen zwei Mrd. EUR schweren Rohstofffonds, um deutschen Unternehmen wie Volkswagen den Zugang zu kritischen Rohstoffen zu erleichtern, doch dürften Volkswirtschaften, die ausländischen Investoren mit Repressionen drohen, kaum mehr erste Wahl sein. Dass es durchaus Alternativen gibt, zeigt die Initiative des kanadischen Unternehmens Power Nickel.
Power Nickel: Erstes CO2-neutrales Nickel-Projekt der Welt
Die Kanadier schicken sich an, die erste CO2-neutrale Nickel-Mine der Welt zu errichten. Dazu treibt das Unternehmen im kanadischen Québec sein NISK-Projekt voran. Schon beim Abbau will das Unternehmen Einflüsse auf die Umwelt minimieren und hat auch die umweltfreundliche Verarbeitung von Nickel geplant. Schon 2021 sah die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) Nickel als kritischen Rohstoff an und erwartete insbesondere durch die Elektromobilität eine steigende Nachfrage. Zugleich mahnten die Experten eine Marktkonzentration bei Unternehmen aus Indonesien an. Das NISK-Projekt in Québec könnte das globale Nickel-Angebot diversifizieren, erste Adresse für Batterie-Hersteller aus Nordamerika werden und zudem auch mit einer tadellosen CO2-Bilanz punkten.
In den kommenden Monaten erwartet das Unternehmen regelmäßige Bohrergebnisse und Anfang des dritten Quartals 2023 zudem eine neue Ressourcenschätzung. Da die jüngsten Bohrergebnisse mit teilweise Gehalten von 0,88 % Nickel und 0,56 % Kupfer überzeugten, könnte die Ressourcenschätzung die positive Perspektive von Power Nickel einer größeren Anzahl von Marktteilnehmern aufzeigen. Da bis dahin weitere Unternehmensmeldungen im Raum stehen, etwa zu einem möglichen Spin-Off der Gold- und Kupfer-Aktivitäten, sollten sich Anleger den Wert vormerken. CEO Terry Lynch präsentiert zudem am 10. Mai um 16.30 Uhr CEST beim International Investment Forum. Interessierte können sich in zwanzig Minuten auf den aktuellen Stand bringen lassen und anschließend Fragen stellen.
Der Fall von Lynas Rare Earths zeigt, dass es immer riskant ist, wenn sich Unternehmen konzentriert aufstellen. Gerade aufstrebende Volkswirtschaften verhandeln Deals aus der Vergangenheit, die heute wenig lukrativ sind, gerne neu. Im Fall von Chile kommt hinzu, dass es durch die Umwelteinflüsse des Lithium-Abbaus gute Gründe dafür gibt, dass Chiles Präsident die Interessen seiner Bürger schützt. Nicht einmal gut gemeinte Initiativen großer Industrieunternehmen, wie Volkswagen, Mercedes-Benz, BMW oder BASF, können diese Entwicklung aufhalten. Wer in Zukunft kritische Rohstoffe braucht, tut gut daran, auf nachhaltige Projekte in sicheren Rechtsräumen zu setzen. Nur so ist letztlich sicher, dass ein Geschäft auch Bestand hat. Power Nickel aus Kanada hat gute Chancen, mit seinem NISK-Projekt zu punkten, und vom Bau neuer Batteriefabriken in Nordamerika zu profitieren. Die Aktie zog zuletzt an, Anleger sollten angesichts des spekulativen Charakters der Aktie in Tranchen denken und Orders eng limitieren.

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