13.09.2023 | 06:00
Biotech: Giftcocktail oder Wundermittel? Defence Therapeutics, Morphosys, Pfizer
Biotech-Aktien stehen für Licht und Schatten. Ende 2020 sorgte BioNtech mit seinem Comirnaty-Impfstoff für die Wende in der Pandemie. Doch viele Aktionäre mussten auch schon Verluste hinnehmen. Ein Beispiel für einen Verlustbringer ist etwa die Aktie des SDAX-Werts MorphoSys. Zwischen 2020 und 2022 verlor die Aktie mehr als 80 %. Doch was waren die Ursachen für den Niedergang? Gibt es Biotech-Unternehmen, die eine bessere Perspektive bieten? Wir beleuchten drei Aktien aus dem Bereich Biotech und Gesundheit.
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Autor:
Nico Popp
ISIN:
DEFENCE THERAPEUTICS INC | CA24463V1013 , MORPHOSYS AG O.N. | DE0006632003 , PFIZER INC. DL-_05 | US7170811035
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Nico Popp
In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys
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MorphoSys: Die Luft wird dünner
MorphoSys gilt als die deutsche Biotech-Aktie. Zuletzt legte der Wert deutlich zu und schaffte auf Sicht von einem halben Jahr gar eine Rendite von mehr als 100 %. Das Unternehmen steht für die größte Antikörper-Datenbank der Welt und hat eine Wirkstoff-Pipeline gegen Krebs, Rheuma und Alzheimer. Ganze drei Projekte befinden sich in einer Phase-3-Studie. Erste Ergebnisse könnten Ende des Jahres veröffentlicht werden. Das Medikament Tafasitamab ist bereits auf dem Markt und wird auf seine Wirksamkeit bei weiteren Indikationen getestet. Tafasitamab hatte im vergangenen Jahr einen großen Anteil am Gesamtumsatz. Unterm Strich wies das Unternehmen aber trotzdem einen Verlust von 278 Mio. EUR aus. Nach der Kurs-Rally der vergangenen Monate ist MorphoSys bereits wieder mit mehr als 1 Mrd. EUR bewertet. Gelingt es nicht, den Einsatzzweck von Tafasitamab auszuweiten oder schlagen die fortgeschrittenen Projekte fehl, droht Anlegern Ungemach. Angesichts der Verluste dürften auch Verzögerungen den Markt bereits verunsichern. MorphoSys bleibt eine spekulative Aktie.
Defence Therapeutics: Multi-Tool Accum™ soll immer und überall helfen
Ohne Zweifel spekulativ ist auch Defence Therapeutics. Im Vergleich zu MorphoSys agiert das Unternehmen, das ein Listing an der Nasdaq anstrebt in einem früheren Stadium. Dafür hat Defence Therapeutics jedoch ein wahres Multi-Tool im Angebot: Die patentierte Accum™-Technologie ist dazu geeignet, den Transport sämtlicher Wirk- oder Impfstoffe in Ziel-Zellen zu begünstigen. Aktuell läuft eine Vergleichsstudie, die einen mRNA-Impfstoff mit Accum™ mit einem „nackten" mRNA-Impfstoff vergleicht. Mit dem französischen Atomkonzern Orano hat Defence Therpeutics bereits eine Kooperation im Bereich der Nuklearmedizin. „Unsere Accum™-Technologie unterstützt sämtliche Wirkstoffe oder Vakzine dabei, in die Zellen zu gelangen, um dort wirken zu können. Das eröffnet Unternehmen wie Orano neue Möglichkeiten bei Dosierungen und Behandlungsschemata. Orano hat schon vor der Zusammenarbeit mit uns mit Accum™ experimentiert und sich dann für eine Kooperation entschieden", so Defence-Therapeutics-CEO Sébastien Plouffe Ende Juli im Interview.
Weitere Projekte auf Basis von Accum™ sind der sogenannte ARM-Impfstoff gegen Krebs, der Potenziale bei schwer heilbaren Krebsarten wie Eierstockkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs haben soll und noch in diesem Jahr im Rahmen einer Phase-1-Studie näher untersucht werden soll, sowie AccuTOX™. Letzterer Wirkstoff ist eine stark potenzierte Version von Accum™, die sich in reiner Form als Chemotherapeutikum eignen soll. Das renommierte Universitätskrankenhaus City of Hope im Großraum Los Angeles bereitet aktuell sämtliche Anträge auf eine Phase-1-Studie vor und wird die Studie anschließend auch durchführen. Ende Juli äußerte CEO Plouffe, dass sein Unternehmen auf eine Finanzierungsrunde aktuell nicht dringend angewiesen ist und das Interesse potenzieller Partner groß sei. „Ergebnisse aktuell laufender Untersuchungen werden weitere Hinweise darauf geben, wie vielseitig unsere Accum™-Technologie ist und welche potenziellen Anwendungsbereiche sich ergeben", so der CEO.
Pfizer und Co. auf der Suche nach neuen Projekten
Da Accum™ als vielseitige Technologie gilt, könnte das Multi-Tool von Defence Therapeutics auch einigen Projekte, die in Phase-1-Studien bereits gescheitert sind, zu neuem Schwung verhelfen. Während Phase-1-Studien werden Vakzine und andere Wirkstoffe auf ihre Verträglichkeit hin geprüft. Wenn wegen einer besseren Wirksamkeit dank Accum™ Dosierungen sinken, könnte das für bereits abgeschriebene Projekte ein Comeback bedeuten. Für größere Unternehmen, wie etwa Pfizer oder andere, könnte die Technologie von Defence Therapeutics eine Ergänzung sein. Pfizer leidet aktuell etwa unter der sich abschwächenden Impfbereitschaft – die Pandemie ist vorbei. Neue Projekte rund um Volkskrankheiten wie Krebs oder auch Infektionskrankheiten, wie HPV oder RSV, könnten der Aktie des Unternehmens neue Fantasie bringen.
Investments in Biotechnologie sind mitunter tückisch – selbst die Pandemie-Profiteure Pfizer und BioNtech sind inzwischen weit von ihren Rekordhochs entfernt. Andere Unternehmen, wie MorphoSys, haben zwar vielversprechende Projekte, fokussieren sich aber jeweils auf einzelne Erkrankungen. Bei Defence Therapeutics investieren Anleger einerseits in Vakzine und Wirkstoffe gegen Krebs, andererseits aber auch in eine vielseitige Hilfstechnologie. Das Unternehmen hat mit Blick auf die kommenden Monate entscheidende Entwicklungen angekündigt. Das Unternehmen ist aktuell lediglich mit 118 Mio. CAD bewertet, der Kurs hat sich zudem stabilisiert. Diese Aktie ist ein Fall für die chancenorientierte Watchlist!
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