26.04.2023 | 06:00
Wasserstoff aus Öl und Gas? Wie fossile Energieträger grün werden sollen: ThyssenKrupp, Saturn Oil + Gas, Nordex
In der vergangenen Woche fand die Hannover Messe statt. Die Veranstaltung drehte sich zu großen Teilen um die Klimawende und deren Rolle für die Industrie. Fragt man Industrieunternehmen heute, bauen fast alle ihr Wasserstoff-Geschäft aus. Ein Gedankenexperiment der Max-Planck-Gesellschaft eröffnet jetzt eine neue Perspektive für Wasserstoff: Neue Verfahren könnten selbst Wasserstoff aus fossilen Stoffen nachhaltig machen. Worum es dabei geht und was das für beteiligte Unternehmen bedeuten kann.
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Autor:
Nico Popp
ISIN:
THYSSENKRUPP AG O.N. | DE0007500001 , Saturn Oil + Gas Inc. | CA80412L8832 , NORDEX SE O.N. | DE000A0D6554
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Nico Popp
In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys
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ThyssenKrupp will weiter sparen
Industrieunternehmen wie ThyssenKrupp haben längst erkannt, dass ihr Energiehunger zu einem Problem werden kann. Dann nämlich, wenn es nicht bald Alternativen zu Gas gibt. Um fit für die Zukunft zu sein, will ThyssenKrupp 2 Mrd. EUR in die klimaneutrale Herstellung von Stahl investieren. Trotz bereits umgesetzter Maßnahmen geht man bei ThyssenKrupp davon aus, dass der Wettbewerb hart bleiben wird und dass man sich weiter strecken muss, um erfolgreich zu sein. Der Sparkurs wird also anhalten. Neben dem Geschäft mit Stahl produziert ThyssenKrupp auch Maschinen und kaufte zuletzt eine Werft. Damit sicherte sich das Unternehmen die Option, vom wachsenden Rüstungs-Geschäft zu profitieren. Angesichts der bestehenden Unsicherheiten bleibt die Aktie spekulativ. Zuletzt war der freie Cashflow negativ.
Saturn Oil & Gas: Niedrige Bewertung, bald eine Dividende?
Üppig sind die Cashflows dagegen beim kanadischen Ölproduzenten Saturn Oil & Gas. Das Unternehmen blickt auf einen langjährigen Wachstumskurs zurück und hat sich binnen weniger Jahre vom kleinen Produzenten, der quasi von der Hand in den Mund lebte, zur großen Nummer im kanadischen Distrikt Saskatchewan gemausert. Im vergangenen Geschäftsjahr schaffte Saturn Oil & Gas einen durchschnittlichen Ertrag von 12.515 Barrel am Tag. Allein im vierten Quartal 2022 lag der freie Cashflow bei 15,1 Mio. CAD. So aufgestellt, will das Unternehmen zügig Fremdkapital ablösen und perspektivisch sogar an eine Dividende denken. Eine attraktive Dividendenpolitik könnte den Wert auf das Tableau neuer Investorengruppen heben. Niedrig bewertete Titel mit soliden Eckdaten und der Perspektive für Erträge eignen sich perfekt für die Portfolios von Vermögensverwaltern oder Family Offices.
Das gesamte Geschäft mit Öl und Gas könnte in Zukunft ohnehin schon bald wieder in der Gunst der Anleger steigen. Wie die Max-Planck-Gesellschaft andeutet, könnte die Produktion von sogenanntem „türkisem" Wasserstoff ein Lösungsansatz sein. Hier kommt die sogenannte katalytische Pyrolyse zum Einsatz, bei der Methan, das bei der Förderung von Öl- und Gas anfällt, aufgespalten wird. Dabei könnte neben reinem Wasserstoff auch Kohlenstoff entstehen, der teilweise sogar in der Industrie sehr gefragte Nanomaterialien enthalten kann. Zwar benötige die katalytische Zerlegung von Methan ebenfalls Energie, jedoch nur rund ein Achtel dessen, was für die Herstellung von grünem Wasserstoff von Nöten wäre.
Öl und Gas: Zu schade zum Verbrennen
Zwar betont man bei der Max-Planck-Gesellschaft, dass diese Technologie aktuell noch nicht in industriellen Dimensionen zur Verfügung steht, es gehe aber darum, schon jetzt alternative Einsatzbereiche für Öl und Gas zu skizzieren. Den Wissenschaftlern geht es darum, Nutzungsoptionen für Öl und Gas aufzuzeigen, die ohne das Verbrennen der Rohstoffe auskommen. Würde das gelingen, könnten mehr fossile Brennstoffe im Boden verbleiben und die Preise für Öl und Gas steigen.
Nordex: Kein Selbstläufer
In den vergangenen Jahren fokussierte sich der Kapitalmarkt auf regenerative Energien. Beispiele, wie etwa das des deutschen Windkraftanlagenbauers Nordex zeigen, dass auch das Geschäft mit regenerativen Energien keineswegs ein Selbstläufer ist. Nordex kämpft seit Jahren mit kleinen Margen und komplexen Genehmigungsverfahren - vor allem in Deutschland. Hinzu kommt das Problem der Speicherung von regenerativer Energie, die dann anfällt, wenn entweder die Sonne scheint oder der Wind weht. Zwar gibt es schon heute Möglichkeiten zur Speicherung, doch vertraut die Industrie, wie die aktuellen Diskussionen auf der Hannover Messe zeigen, eher auf Wasserstoff. Wie grün und vor allem günstig dieser Wasserstoff letztlich sein wird, bleibt offen. Mit dem sogenannten türkisen Wasserstoff steht glücklicherweise bereits eine alternative Technologie in den Startlöchern.
Wenn sich Anleger zwischen den drei Aktien von ThyssenKrupp, Saturn Oil & Gas sowie Nordex entscheiden müssten, dürfte der Windkraftanlagenbauer Nordex die schlechtesten Karten haben. Schwache Zahlen und die große Konkurrenz machen Sorge. Auch ThyssenKrupp wirkt angesichts der Energiewende angeschlagen. Jedoch besteht die Hoffnung, dass der Markt bereits negative Entwicklungen eingepreist hat und es Raum für Überraschungen gibt. Nahezu am Boden sind die Bewertungen in der Öl- und Gasbranche. Dabei werden fossile Energieträger weiter gebraucht und es gibt perspektivisch sogar klimaneutrale Einsatzbereiche. Am 10.5. präsentiert sich Saturn Oil & Gas auf dem 7. International Investment Forum (IIF). Anleger haben dann die Gelegenheit, Bewertung und Geschäftsverlauf unter die Lupe zu nehmen und Hintergründe zu erfahren.
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