24.01.2023 | 05:30
Wasserstoff-Vision oder Greenwashing? Amazon, First Hydrogen, Plug Power
In diesen Tagen sind verschiedene Projekte rund um Nachhaltigkeit in der Kritik, etwa, wenn Unternehmen in Wald investieren, um ihre CO2-Emissionen auszugleichen. Selbst die EU-Kommission muss sich nach ihrer Entscheidung, Erdgas als nachhaltig einzustufen, den Vorwurf des Greenwashings gefallen lassen. Der jetzt angestoßene kritische Diskurs könnte viele Unternehmen unter Beobachtung stellen. Wir erklären, wo Nachhaltigkeit nur PR ist und wo die Wasserstoff-Vision wahr werden kann.
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Autor:
Nico Popp
ISIN:
AMAZON.COM INC. DL-_01 | US0231351067 , First Hydrogen Corp. | CA32057N1042 , PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Nico Popp
In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys
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Amazon geht bei Nachhaltigkeit voran
In puncto PR ist Amazon bestens aufgestellt und ein alter Hase. Selbst die Vorwürfe schlechter Arbeitsbedingungen und niedriger Löhne konnte das Unternehmen mit einigen erfolgreichen Aktionen der Abteilungen für PR und Marketing entkräften. Auch bei der wachsenden Kritik in Bezug auf den Umweltschutz macht Amazon eine gute Figur und setzt aggressiv auf PV-Anlagen auf seinen riesigen Lagerhallen sowie Energiesparen durch mehr Effizienz. Als nächsten Schritt müsste Amazon klimaneutrale Lieferfahrzeuge einsetzen. Teils geschieht das schon heute. Unter anderem arbeitet Amazon dafür mit Plug Power zusammen: Ab 2025 soll Plug Power grünen Wasserstoff an den Logistik-Giganten liefern.
Plug Power und Co.: Wasserstoff setzt sich durch
Dass grüner Wasserstoff schon bald gebraucht werden könnte, dafür sprechen gleich mehrere technologische Entwicklungen: Erst kürzlich schaffte es das Cleantech-Unternehmen ZeroAvia, eine auf wasserstoffelektrischen Antrieb umgerüstete Dornier 228 für einen zehnminütigen Testflug abheben zu lassen. Die Maschine hat Platz für 19 Personen und ist zwar noch weit von einem Frachtflugzeug entfernt, doch macht der Testlauf Hoffnung. Auch am Boden tut sich rund um Mobilität und Wasserstoff eine Menge. Unternehmen, wie Plug Power, entwickeln Brennstoffzellen und Elektrolyseure beständig weiter und machen so immer mehr möglich.
First Hydrogen: Leichte Nutzfahrzeuge als vielversprechender Markt
Eine Gesellschaft, das wie das Luftfahr-Startup ZeroAvia als vielversprechend gilt, ist First Hydrogen. Während die nicht börsennotierten Luftfahrt-Pioniere bislang Investoren wie American Airlines oder das deutsche Family Office AENU von sich überzeugen konnten, steht First Hydrogen als börsennotiertes Unternehmen auch Privatanlegern offen. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, Wasserstoff-Lieferwagen zu bauen. Dabei setzt man auf die besten Komponenten und fokussiert sich darauf, diese bestmöglich zu kombinieren. Als Karosserien kommen in Serienfertigung erstellte Modelle namhafter Marken zum Einsatz. Auch bei Brennstoffzellen setzt man auf bewährte Qualität und pflegt etwa Partnerschaften zu Ballard Power und AVL Powertrain Ltd. Dank dieser Strategie gelang es First Hydrogen, seine ersten Prototypen auf die Straße zu bringen und von der britischen Zulassungsbehörde für Testläufe auf Straßen im Königreich freigeben zu lassen. Seit diesem Januar ist es für Interessenten möglich, die Fahrzeuge unter realen Bedingungen auszuprobieren. First Hydrogen hat immer wieder betont, dank seines flexiblen Ansatzes auf Anforderungen von Kunden reagieren zu können. Auch dieser Umstand sollte in der aktuellen Phase ein Pluspunkt sein.
Während die Tests auf britischen Straßen laufen, arbeitet man bei First Hydrogen bereits an Nachfolgern, die in erster Linie „umweltfreundlich und kosteneffizient" sein sollen. Vor allem bei leichten Nutzfahrzeugen sehen Experten einen Markt für Wasserstoff-Fahrzeuge, da sie sich schneller auftanken lassen, als E-Autos und größere Lasten transportieren können. Parallel zur Entwicklung von leichten Nutzfahrzeugen, die mit Wasserstoff betrieben werden, arbeitet First Hydrogen auch an Produktion und Vertrieb von grünem Wasserstoff und hat dazu ein Pilotprojekt in der kanadischen Stadt Shawinigan im Distrikt Quebec lanciert. Die Aktiehat im vergangenen Jahr in schwachem Marktumfeld eine große relative Stärke gezeigt und handelt aktuell rund 45% höher als vor einem Jahr. Trotzdem hat der Wert inzwischen eine mehrmonatige Konsolidierungsphase hinter sich und sollte angesichts der fortschreiten operativen Entwicklung auf den Zetteln spekulativ ausgerichteter Investoren stehen.
Im Vergleich zu klassischen Wasserstoff-Aktien wie Plug Power erscheint First Hydrogen zwar ungleich spekulativer, doch ist der Trend intakt und das Geschäftsfeld vielversprechend. Plug Power können Anleger aber trotzdem ebenfalls auf dem Schirm haben: Am Mittwoch (25.1.) gibt das Unternehmen im Rahmen eines Conference Calls einen Ausblick auf das Jahr 2023. Auch die Aktie von Amazon könnte vielversprechender sein, als das aktuell von vielen Marktteilnehmer eingeschätzt wird. Nachdem 2022 von Rezessionsängsten geprägt war, setzte man bei Amazon den Rotstift an. An der Börse kommen derartige Sparmaßnahmen in der Regel gut an. Das Potenzial bei Amazon dürfte allerdings kleiner sein, als bei Plug Power und First Hydrogen. Insbesondere letzteres Unternehmen hat großes Überraschungspotenzial. Nachhaltigkeits-Aufschneider, wie sie aktuell medial in der Kritik stehen, sind alle drei Unternehmen nicht.
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